Die Bergrettung von 1946 bis 1950

1946
Georg Waldmann wird vom Abschnitt Allgäu gebeten, die Bereitschaftsleitung in Oberstdorf zu übernehmen

Personalbogen von Günther Math
Liste der Bergwachtmitglieder
Einladung zum Bergwachtlehrgang auf das Waltenbergerhaus
Geräteliste: Da durfte nicht all zu viel passieren
Man konnte in der Besatzungszeit nicht einfach eine Versammlung abhalten

1947
Das kleine Dienstabzeichen
Aus Kostengründen kann das große Dienstabzeichen nicht mehr angefertigt werden.

Bezugsmarken für 4 Paar Gebirgsarbeitsstiefel
Erhält die Bergwacht Oberstdorf mit Schreiben vom 09. Dezember 1947 vom Abschnitt Allgäu zugewiesen. Es sollen nur solche BW-Männer berücksichtigt werden, die viel Dienst machen und bei denen ein tatsächlicher dringender Bedarf vorliegt. Ein Verzeichnis, wer die Marken mit Quittung erhalten hat ist umgehend einzureichen, da an das Präsidium nach München weiterzureichen.

Neue Zusatzverpflegung wird festgelegt
(Rundschreiben No. 38/38 v. 21.11.1947)
Es werden bei nächster Abholung ausgegeben:
25 gr. Amerik. Schweinefett (bisher 20gr.)
150 gr. Jagdwurst                (bisher 125gr.)
375 gr. Weizenbrotmehl Type 1950
50 gr. Zucker
10 gr. Kaffee-Ersatz
Preis wie bisher RM 0,80 je Portion

Bei Rettungseinsätzen (Ernstfall, also Abtransporten, Bergungen, Totenbergungen, Vermisstensuchen) werden je Mann und Tag zusätzlich ausgegeben:
250 gr. Trockenobst (Aprikosen)
50 gr. = 2 Rollen Drops
Preis RM 0,65 je Portion

Zum Monatsende konnten beim Bereitschaftsleiter Girgl Waldmann die Lebensmittel abgeholt werden. Die Rationen wurden nach Einsatzstunden bemessen.

Staunen rief eine Dose Einsatzverpflegung der US-Army hervor. In dem mit Erbswurstsuppe gefüllten Blechbehälter steckte eine Blechröhre, in der sich leicht brennbares Material (Magnesium?) befand. Mit einem Abreißzünder setzte man die „Kerze“ in Brand und in wenigen Augenblicken war die Suppe in der Dose heiß. Wer allerdings vergessen hatte, in die Dose oben ein Loch zu stoßen, dem spritzte alsbald das heiße Getränk um die Ohren.

Sommer-Lehrgänge 1947
Allgäu vom 20.07. bis 26.07.1947 (Kemptner Hütte) 12 BW-Männer
Allgäu vom 31.08. bis 06.09.1947 (Rappenseehütte) 12 BW-Männer

Die Dose
(Brief Abschnitt Allgäu – BW Hindelang, 01.09.1947)
„Wie mir der Lehrgangsleiter Kamerad Gramminger vom Präsidium in München mitteilte, hat der Teilnehmer am ersten Sommer-Rettungslehrgang, Kemptener Hütte, Kaufmann Hans von der mitzubringenden Zusatzverpflegung, die 1 Dose Jagdwurst (=7 Portionen) für die Gemeinschaftsverpflegung nicht abgeliefert bzw. die Dose überhaupt nicht mitgebracht. Auf Anordnung des Lehrgangsleiters habe ich diese Dose Wurst der Vollständigkeit halber für den II. Lehrgang angeliefert und bin beauftragt, diese eine Dose ihrer Bereitschaft wieder in Abzug zu bringen. Sie werden deshalb bei der nächsten Lieferung von Zusatzverpflegung 1 Dose Wurst weniger erhalten.“

Bewährungsprobe für die junge Bergwachtbereitschaft Oberstdorf
Allein im Sommer 1947 waren 15 Totenbergungen durch zu führen. Dabei waren die meisten der Bergwachtmänner selbst nicht mit bester Ausrüstung versehen und waren schlecht verpflegt. Der Bergwacht fand kaum Unterstützung und wurde sehr oft angefeindet von Touristen und anderen. Zuerst versahen zwölf und dann vierzehn Männer den ehrenamtlichen Dienst. Nach stundenlangen Bergungen wurden die Verletzten oder Toten mit einem Pferdefuhrwerk im Oytal, in Gerstruben, Spielmannsau, Einödsbach usw. abgeholt. Manch junger Bergfreund, der am Vortag tatenfroh in die Berge gestürmt war, machte auf einem einspännigen „Bergwägele“, dessen Ladefläche mit Fichtenästen zugedeckt war, seine letze Fahrt ins Tal.

Zwei, drei Bergseile aus Heeresbeständen, einige Haken, zwei Hämmer, zwei Eispickel und ein paar Karabiner bildeten zusammen mit einem in die Jahre gekommenen Hornerschlitten die Grundausrüstung. Weiter verwendetes Gerät war oft Privateigentum der Bergretter. In Ermangelung besserer Stücke bestand die Kleidung bei manchem jungen Bergwachtler aus einer umgearbeiteten Wehrmachtsuniform.
(„Das schöne Allgäu“, 7/2004, Eugen Thomma)

Die Hungerzeit

1948
Im Sommer 1948 hat die Bergwachtbereitschaft Oberstdorf vier tödlich abgestürzte Kletterer zu bergen.
(VSV,  Heft 34 / Juni 1999, S. 1044)

Satzung der Bergwacht:
Als Grundlage für den weiteren Auf- und Ausbau der Bergwacht, wurde im vergangenen Jahr durch den Landesausschuss der Bergwacht, unter Mitarbeit der gesamten Bergwacht, in Anlehnung an die Hauptsatzung des BRK ein Satzungsentwurf für die Bergwacht ausgearbeitet, über den der Landesvorstand am 30.01.1948 Beschluss gefasst und ihn einstimmig angenommen hat.                              

Rettungslehrgänge
Wie in früheren Jahren wurden wieder Rettungslehrgänge durch Ludwig Gramminger vom BRK-Präsidium durchgeführt.

Winter-Lehrgänge
Allgäu vom 02.02. bis 07.02.1948 (Ostlerhütte) 18 BW-Männer

Komprimierte Unfall-Daten
Nach langem Suchen aus der Trettach-Ostwand gerettet. In zehnstündiger Arbeit mit Oberschenkelbruch abtransportiert.

Dreihundert Meter frei durch die Luft an der Höfats gestürzt und tot geborgen.

Über dem Einstieg zu zweit im sommerlichen Schneesturm an der Mädelegabel erfroren.
(Jahresbericht 1947/1948, Der Bergwacht des Bayerischen Roten Kreuzes)

Sommer 1948
TAGUNG DER INTERNATIONALEN KOMMISSION FÜR ALPINES
RETTUNGSWESEN  (IKAR)
Die Länder Frankreich, Italien, Jugoslawien, Österreich und die Schweiz halten am gemeinsamen Ziel fest, dass im gesamten Alpenraum, die gleichen Rettungsgeräte verwendet werden. Diese erste Tagung fand im Kaisergebirge bei Kufstein statt.
(DIE BERGWACHT des Bayerischen Roten Kreuzes im Jahre 1958/59)

Hilfe für die Besatzungsmacht
(Der Allgäuer, 26.02.1948 / Allg.)
„Es erscheint uns bemerkenswert, dass die Bergwacht in einem Jahr in 142 Fällen Angehörigen der amerikanischen Besatzungsmacht Hilfeleistungen zuteil werden lassen konnte. Hierbei wurden 61 Abtransporte durchgeführt, in 11 Fällen handelte es sich um Totenbergungen von Mitgliedern der US-Army.“

Mitglieder der Bergwacht Oberstdorf

Das Statistikwesen beginnt

1949
Besprechung zwischen Gemeinde, Bergwacht und Bergführern
zur Errichtung einer alpinen Rettungsstelle in Oberstdorf
am 12.07.1949, 16:30, Rathaus, Bürgermeisterzimmer.

Anwesend:
1. Bürgermeister Kerle, 3. Bürgermeister Schraudolph, GR Hofmann, Hesselschwerdt, Seeweg Gustl.
Als Vertreter der Bergwacht Kempten, die Herren Schwarzmann und Frey, 3 Oberstdorfer Bergwachtmitglieder, Bergführerobmann Heckmaier, Rees Otto.

Es wurde beschlossen, in Zukunft das Rettungswesen gemeinsam zwischen Bergwacht und Bergführern durch zu führen. Als neutrale Person wurde hierzu Geißler Wilhelm, Gemeindebeamter in Oberstdorf, vorgeschlagen. In einer gemeinsamen Versammlung von Bergwacht und Bergführern soll hierzu Stellung bezogen werden und durch Wahl der Obmann für des alpine Rettungswesen bestimmt werden.

Als Vertreter der Bergführer wird Herr Heckmaier und als Vertreter der Bergwacht Herr Günther Math das alpine Rettungswesen führen.

Auf Anregung von GR Hesselschwerdt soll im Gemeinderat ein Referent für das örtliche alpine Rettungswesen bestimmt werden. In Vorschlag gebracht wurde Herr GR Hofmann.

Jahrestagung der Bergführer
Im November halten die Allgäuer Bergführer in Oberstdorf ihre Jahrestagung
ab. Hauptthema sind die Spannungen mit der Bergwacht wegen des Rettungsdienstes.
(VSV, Heft 36 / Juni 200, S. 1154)

Autoverwertung
„1949, besorgte sich die Bereitschaft Oberstdorf auf dem Autofriedhof der Deutschen Bundespost in Augsburg drei ausrangierte Stöwer-Geländewagen der ehem. Wehrmacht. Aus drei mach eins hieß es dann, und wir besaßen ein Auto, das – gelegentlich - auch lief.“ Das Fahrzeug wurde in der „Koch-Garage“ untergestellt, es war die gesamte Räumlichkeit.
(„Die Bergrettung in Bayern“ Band II, S. 93 und Eugen Thomma, BW Oberstdorf, JB 1997).

Bericht über eine Totenbergung an der Mädelegabel

1950
Am 01. Mai wurden die letzten Rationierungen von Lebensmitteln aufgehoben

Zuteilung eines neuen Bergwacht-Universalgerätes.
Dabei geht es um einen „kombinierten Kurztrage-Akja für jedes Gelände, mit Rad und  Bremsvorrichtung etc. Vom Präsidium des BRK in München wurde zugesagt, dass das erste Gerät das herauskommt, die Bereitschaft Oberstdorf erhält. Voraussichtlich wird dies im Monat August sein.
(Mitteilung Abschnitt Allgäu vom 14.08.50)

Einsätze
Januar: Am Seekopf oberhalb des Seealpsees wird der aus Wolfratshausen stammende Wolfgang Metzger von einer Lawine verschüttet und kann erst nach tagelanger Suche tot geborgen werden.
September: Bei einer Rettungsübung der Bergwacht in den Seewänden wird erstmals in größerem Umfang mit dem Stahlseil gearbeitet (1946 mußten 25 Bergwanderer aus den Seewänden gerettet werden).
(VSV, Heft 38/2001, S. 1262, 1267)

Grenzübertrittsscheine, Anforderung beim BRK-Bergwacht-Abschnitt Allgäu
Mit Schreiben vom 20.02.1950 der Bergwachtgruppe Oberstdorf, W. Geißler:

Hier wird darum gebeten, beim Grenzübertritt nach Österreich sog. „Frontalier-Permits“ für folgende Angehörige der Bergwachtbereitschaft Oberstdorf zu bekommen.
* Heckmair Andreas, geb. 12.10.1906 in München, Bergführer und Skilehrer, Oberstdorf,   Bachstr. 135
* Schwarz Kaspar, geb. 30.10.1909 in Oberstdorf, Bergführer und Skilehrer, Oberstdorf, Rechbergstr. 59
* Math Günther, geb. 05.02.1924 in Oberstdorf, Elektriker, Oberstdorf, Nebelhornstr. 8 ½
* Dürnay Robert, geb.30.07.1921 in Friedrichshafen, Uhrmacher, Oberstdorf, Walserstr.300 1/3
* Fuchs Werner, geb. 07.05.1925 in Rossbach/CSR, kfm. Angestellter, Oberstdorf, Küferstr. 267
* Högerle Josef, geb. 10.05.1928 in Oberstdorf, Sattler, Oberstdorf, Nebelhornstr. 66

Schwierige Anorakbeschaffung für Polizei und Bergwacht
Bergegerät in der Kochgarage
Beantragung einer Dauergenehmigung zur Befahrung von Talstraßen
GEMA, Gebühren wurden schon damals ungern bezahlt
Ohne Grenzübertrittsschein keine Einreise nach Österreich
Lawineneinsatz am Nebelhorn - Januar 1950
Oberstdorfer Bergwachtmitglieder im Juni 1950
Treibstoffzuteilung auch für Fahrzeuge im Bergrettungseinsatz

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